Hallo meine Freunde,
heute ist unser erster freier Tag seit zwei Monaten. Unser Alltag hier ist sehr lang und anstrengend, und selbst an den Wochenenden sind wir meist unterwegs – sei es auf Reisen oder um neue Projekte anzugehen. Umso mehr freue ich mich, endlich die Zeit zu finden, euch von meinen Erlebnissen der letzten Wochen zu berichten.
Lange ist es her – oder eigentlich nur zwei Monate, seitdem ich mich das letzte Mal gemeldet habe. Trotzdem habe ich wieder einiges erlebt und möchte euch daran teilhaben lassen. Mein letzter Blogeintrag endete kurz vor Weihnachten, einer Zeit, die für mich bisher immer mit Familie, winterlicher Kälte und Weihnachtsmärkten verbunden war. Doch dieses Jahr war alles anders: Statt Schnee und Glühwein gab es Sonne, Palmen und tropische Hitze. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Weihnachten fernab von Deutschland verbracht – 10.000 Kilometer entfernt, auf der anderen Seite der Welt.
Es war eine besondere Erfahrung, zu sehen, wie Weihnachten in einem anderen Land gefeiert wird. Dennoch muss ich zugeben, dass mir vor allem die Vorweihnachtszeit gefehlt hat – das Bummeln über den Weihnachtsmarkt, der Duft von gebrannten Mandeln, die gemeinsamen Abende mit Freunden. Aber am meisten habe ich natürlich meine Familie vermisst.
Weihnachten in Nairobi
Während in Deutschland am 24. Dezember die Familien zusammenkamen, um Weihnachten zu feiern, war es hier in Kenia ein ganz normaler Tag. Erst am 25. Dezember wurde wirklich gefeiert. Das war ungewohnt, und ich konnte unsere Traditionen nicht einfach ignorieren. Glücklicherweise hatte ich mit Jonas bereits einige Tage zuvor bei deutschen Freunden in Nairobi einen Glühwein getrunken – ein kleines Stück Heimat in der Ferne.
Am Heiligabend selbst war ich dann aber doch nicht allein. Jonas Familie war zu Besuch und lud mich ein, mit ihnen in einem schönen Restaurant in Nairobi essen zu gehen. Es war ein wunderbarer Abend, und an dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön für die herzliche Einladung!
Später am Abend rief ich meine Familie per FaceTime an und war so zumindest virtuell beim Geschenkeauspacken dabei. Es tat gut, sie zu sehen und ein wenig das Gefühl zu haben, doch Teil des Weihnachtsfestes zu sein.
Am nächsten Morgen begann dann hier das eigentliche Weihnachtsfest. Gemeinsam mit unserer Nachbarsfamilie wurde stundenlang gekocht, und am Abend gab es ein großes, gemeinsames Essen. Es war schön zu sehen, wie ich von meiner Gastfamilie aufgenommen wurde – fast wie ein echtes Familienmitglied. Was mich überraschte: Obwohl viele Kenianer tief religiös sind, gingen wir nicht in die Kirche, was hier sonst eigentlich üblich ist. Auch das Schenken ist hier nicht so verbreitet wie bei uns. Viele Familien haben nicht die finanziellen Mittel für Geschenke. Jonas und ich wollten unseren Gastfamilien jedoch eine kleine Freude machen und überreichten ihnen einige Geschenke. Ihre Dankbarkeit war riesig, und einige Tage später bekamen wir selbst auch ein Geschenk: handgefertigte Holzfiguren aus Kenia.
Silvester in Diani – Traumstrand und ein kleiner Schockmoment
Am 28. Dezember machte ich mich dann auf den Weg nach Diani, um dort gemeinsam mit anderen Freiwilligen Silvester zu feiern. Über unsere WhatsApp-Gruppe hatten sich über 50 deutsche Freiwillige, die in Kenia arbeiten, vernetzt. Gemeinsam fuhren wir mit dem Bus nach Diani – eine der schönsten Touristenregionen des Landes, direkt am Meer. Nach der Fährenfahrt von Mombasa nach Diani wurden wir von anderen Freiwilligen in ihrer Unterkunft herzlich empfangen.
Wir hatten ein riesiges Airbnb-Haus gemietet – mit sieben Betten, einem großen Balkon und direktem Zugang zum Strand. Perfekt für eine Woche voller Sonne, Strand und guter Laune! Besonders cool: Unser Vermieter war selbst noch recht jung und hatte große Musikboxen im Haus. Die Folge? Einige legendäre Partys mit den anderen Freiwilligen!
So verlief auch unser Silvesterabend. Zunächst grillten wir gemeinsam, luden alle ein und feierten ausgelassen. Kurz vor Mitternacht zogen wir dann zum Strand, um das Feuerwerk zu sehen. Die großen Hotels entlang der Küste hatten beeindruckende Feuerwerke vorbereitet, und so standen wir in Badehosen im warmen Sand, lauschten der Musik und genossen die Show – ein absolut magischer Moment!
In unserer Euphorie kamen wir auf die Idee, ins Meer zu springen. Und genau hier passierte der einzige unschöne Moment des Abends: Während wir im Wasser waren, nutzten ein paar Diebe die Gelegenheit und stahlen unsere am Strand liegenden Wertsachen. Insgesamt vier Handys, einige Schuhe und Kleidungsstücke waren weg. Zum Glück bemerkten es einige Freiwillige rechtzeitig, und wir konnten zumindest einige Sachen wiederfinden – darunter ein teures iPhone, das die Diebe wohl bei ihrer Flucht verloren hatten.
Wir versuchten zwar, die gestohlenen Handys zu orten und meldeten den Vorfall der Polizei, aber es war zwecklos. Der Notruf war nicht besetzt, und die örtliche Polizei zeigte sich wenig hilfreich. Lediglich die Deutsche Botschaft konnte uns teilweise unterstützen. Ein echtes Beispiel dafür, dass Korruption und ineffiziente Behörden hier leider ein großes Problem sind.
Doch wir ließen uns die Stimmung nicht verderben. Statt die Party zu beenden, drehten wir die Musik einfach noch lauter und feierten bis in die Morgenstunden weiter. Trotz des Zwischenfalls war es eine unvergessliche Nacht – mein erstes Silvester am Strand, umgeben von tollen Menschen.
Zurück in den Alltag
Nach ein paar weiteren entspannten Tagen am Strand traten wir die Rückreise an. Mit dem Zug ging es von Mombasa zurück nach Nairobi. Fun Fact: Die Sicherheitskontrollen am Bahnhof sind strenger als an manchem Flughafen. Unser Gepäck wurde zweimal durchleuchtet, Drogenhunde kamen zum Einsatz, und überall standen schwer bewaffnete Soldaten. Eine Freiwillige hatte versehentlich ein kleines Schweizer Taschenmesser dabei, was eigentlich konfisziert werden sollte. Doch die Lösung war „einfach“: Ein kleiner Geldschein wechselte den Besitzer, und das Problem war gelöst. Ein weiteres Beispiel dafür, wie Korruption hier den Alltag bestimmt.
Schließlich kamen wir wohlbehalten in Nairobi an – mit vielen neuen Erlebnissen im Gepäck und voller Energie für den nächsten Abschnitt unseres Freiwilligenjahres.
Was ich aus dieser Zeit mitnehme? Weihnachten und Silvester in der Ferne sind definitiv anders – aber auf ihre eigene Art wunderschön. Ich habe gelernt, Traditionen neu zu interpretieren und Momente mit anderen Menschen zu genießen, auch wenn sie nicht die eigene Familie sind. Und vor allem habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, offen für neue Erfahrungen zu sein.
In meinem nächsten Blog erzähle ich euch mehr über meinen Alltag hier in Kenia. Bis bald!