In Kenia zu leben, bedeutet, ein deutlich anderes Leben zu führen als in Deutschland. Kenia ist ein demokratisches Land und grundsätzlich auch relativ sicher. Dennoch möchte ich euch ein paar Dinge erzählen, die hier Alltag sind, aber in Deutschland unüblich wären.
Wenn wir zum Beispiel in die Stadt fahren, hatten wir anfangs große Schwierigkeiten, abzuschätzen, wann es gefährlich ist und wann nicht. Armut ist in Kenia ein großes Thema, und damit leider auch Diebstahl. Daher ist es wichtig, in der Stadt seine Wertsachen nicht offen mit sich herumzutragen. Du kannst dein Handy nicht einfach herausholen, um darauf zu schauen, oder AirPods tragen. Auch Schmuck wie Ketten oder Silberringe sollte man besser nicht öffentlich zeigen.
Das unterscheidet sich stark von den ländlichen Regionen, wo wir leben. In der Stadt sind die Straßen überfüllt, es gibt viele Menschen, und auch Straßenkinder sind ein Problem. Obwohl sie einem leid tun, muss man vorsichtig sein, da sie oft stehlen.
Wenn wir in die Stadt gehen, nehmen wir immer eine Bauchtasche mit und halten sie in engen Menschenmengen mit einer Hand fest. Anfangs war das für uns sehr anstrengend, da wir ständig in Alarmbereitschaft waren. Mittlerweile sind wir entspannter, aber man muss dennoch immer im Hinterkopf behalten, dass Diebstahl passieren kann.
Tatsächlich wurde schon zweimal versucht, unsere Taschen in einer Menschenmenge zu öffnen. Das ist keine bloße Warnung, sondern Alltag. Nachts meiden wir die Stadt jedoch, da es dann deutlich unsicherer wird. Wenn wir trotzdem unterwegs sind, nutzen wir Uber statt öffentlicher Verkehrsmittel.
Offiziell ist Nairobi für Teilnehmer des Weltwärts-Programms gesperrt, genauso wie öffentliche Busse und Motorradtaxis. Diese Verbote sind zwar gut gemeint, aber oft zu drastisch formuliert. In der Realität nutzen wir diese Verkehrsmittel täglich, da sie die günstigsten Fortbewegungsmöglichkeiten sind.
Ein weiteres Thema, das für Europäer ungewohnt sein dürfte, ist die Wasserversorgung. Das Wasser aus der Leitung ist hier nicht trinkbar. Wir haben das Glück, fließendes Wasser und Strom zu haben – ein Privileg, das nicht selbstverständlich ist. Zum Trinken nutzen wir jedoch gereinigtes Wasser, das mit Chlor behandelt wird. Es schmeckt zwar nicht gut, ist aber verträglich. Ich vermisse jedoch sehr Sprudelwasser oder Wasser, das einfach lecker schmeckt.
Was ich in Kenia besonders zu schätzen gelernt habe, ist der Wert von Sicherheit und sozialer Absicherung, wie wir sie aus Deutschland kennen. Hier hat kaum jemand eine Krankenversicherung, und Krankheitskosten müssen selbst getragen werden – was sich viele nicht leisten können. Ein Krankenhausbesuch bedeutet oft Schulden. Es gibt keinen Mindestlohn, und wenn jemand krank wird und nicht arbeiten kann, verliert er seinen Job. Arbeitslosengeld gibt es ebenfalls nicht, und viele Menschen landen auf der Straße.
Solche Dinge nimmt man in Deutschland oft als selbstverständlich hin, dabei sind sie unglaublich wichtig. Wenn ich mit Kenianern darüber spreche, sagen sie oft, Deutschland klinge wie ein Traumland, das sie sich kaum vorstellen können.
Eine Sache aus Kenia würde ich jedoch in Deutschland einführen: M-Pesa. Das ist ein mobiles Bezahlsystem, mit dem man einfach die Handynummer des Empfängers eingibt und Geld senden kann. Es funktioniert mit jedem Handy, ist unglaublich einfach und viel praktischer als PayPal. Man kann das Guthaben an vielen kleinen Verkaufsständen aufladen. Dieses System würde auch in Deutschland sehr nützlich sein.