Robin für ein Jahr in Kenia

Mambo,

Nun sind bereits die ersten Woche rum und wir haben viel erlebt. Ich weiß dass bereits viele gespannt auf den Blogeintrag warten. Doch aufgrund der großen Umstellung des Lebens und des Alltags, von Stromausfällen die 16h lang anhalten oder anfänglichen Internetproblemen, habe ich es jetzt erst geschafft, den Blog zu veröffentlichen.
Doch schon jetzt sind Eindrücke entstanden, die mich mein ganzes Leben lang prägen werden. Am Sonntagabend, den 9. September, flogen wir los. Ich war schon Tage vorher sehr aufgeregt, da ich überhaupt nicht einschätzen konnte, was auf mich zukommt, wo ich für ein Jahr wohnen werde und ob es mir gefallen wird. Am Flughafen begann dann die wirkliche Vorfreude. Kurz nach der Verabschiedung von der Familie ging es Richtung Flieger. Kurz vor dem Einsteigen tippte mich plötzlich ein Mädchen an – wie sich herausstellte, war es Ella, eine Mitfreiwillige von mir. Ich wusste nicht, dass sie auch von Frankfurt fliegt. Gemeinsam mit ihr flog ich dann nach Amsterdam. Dort angekommen hatten wir erst einmal fünf Stunden Aufenthalt, bevor der Flieger nach Nairobi startete. Mit der Zeit kamen alle in Amsterdam an, außer Lisa, die aufgrund einer Flugverspätung unseren Langstreckenflug verpasste. Der zehnstündige Flug verging sehr schnell, auch wenn die Sitze von Kenya Airways in der Economy Class relativ hart sind. Dort angekommen mussten wir unsere Koffer abholen, wobei wir feststellen mussten, dass ein Gepäckstück von Cecilia leider nicht mit uns geflogen war. Cool war jedoch, dass wir das gesamte kenianische paralympische Team am Flughafen getroffen haben. Gerade aus dem Flughafen raus, wurden wir von Carol und George (meine Gasteltern) empfangen. Von dort fuhren wir mit Autos in das Hotel, wo wir die ersten Tage untergebracht waren.

Tag 1:
Der erste Tag im Hotel war erstmal zum Ankommen. Wir waren alle sehr erschöpft von der langen Reise und den vielen neuen Eindrücken. Bereits bei der Fahrt zum Hotel haben wir viele für uns neue Dinge gesehen. Zum Beispiel, dass an der gesamten Straße viele Straßenstände stehen, an denen man Früchte und Essen kaufen kann. Nachmittags sind wir dann in die Mall gefahren, wo wir eigentlich unsere SIM-Karten kaufen sollten. Allerdings haben Jonas und ich natürlich unsere Pässe vergessen, sodass wir keine SIM-Karten kaufen konnten. 🙈😂 Typisch Jungs eben.

Tag 2:
Der Morgen startete mit einem Tee Masala. Das ist ein Tee mit speziellen Gewürzen und wirklich super lecker. Dazu gab es ein warmes Handtuch, das man verwendet, um seine Hände zu reinigen, da man hier alles außer Suppe mit den Händen isst. Zum Frühstück gab es dann „Brot“, auch wenn sich Brot hier wirklich von unserem Brot unterscheidet.

Tag 3:
Heute hatten wir vor allem viele Seminare über die Unterschiede in Kenia und wie wir mit bestimmten Situationen umgehen können. Am Nachmittag hatten wir dann das erste Handballtraining in Machakos, wo wir leben. Wir waren zunächst sehr überrascht, dass es in Matchakos keine asphaltierten Straßen gibt und die Straßen daher sehr holprig sind. Das erste Training mit sechs„Mzungus“ (Weißen) , wie wir von den Kids immer genannt werden, war sehr cool. Aber es waren über 120 Kinder auf dem Platz, was es schwierig machte, alles zu organisieren. Das größte Problem ist, dass wir sehr begrenzte Ressourcen haben. Wir haben höchstens zehn Bälle, zwanzig Leibchen und die Tore verdanken wir Sophia, die damals als Spende Tore geschenkt hat. Diese müssen von der Schule immer auf den Platz getragen werden. Das Spielfeld besteht aus Hütchen, den Toren und der Boden besteht aus Sand, sodass es manchmal schwierig ist, zu rennen.

Tag 4:
Dieser Tag war nicht einfach, und wir wurden bereits mental darauf vorbereitet. Nairobi ist eine Stadt, in der es eine große Schere zwischen Armut und Reichtum gibt. Auf der einen Seite leben Menschen am Existenzminimum in den Slums, auf der anderen Seite in großen Hochhäusern nach westlichem Standard. Am Nachmittag besuchten wir dann ein Slum. Obwohl Carol und George, unsere Gasteltern, selbst aus diesem Slum stammen und sich hochgearbeitet haben in die Mittelschicht, konnten sie und wir nicht ohne Begleitung in den Slum gehen, da es zu gefährlich gewesen wäre. Das Slum ist von der Straße aus nicht sichtbar. Man geht einen kleinen Weg hinunter, und plötzlich taucht in einem Flussbett eine riesige Fläche mit kleinen Wellblechhütten auf, die um den Fluss herum gebaut sind. Zwei Flüsse verlaufen dort: Der eine war braun und voller Schmutz, und weiter unten floss ein zweiter, rabenschwarzer Fluss hinzu, der extrem gestunken hat. Uns wurde erzählt, dass Menschen sterben, wenn sie in diesen Fluss fallen, da dort das Abwasser der Stadt hineinfließt. Die Gegend war sehr schmutzig, und es roch stark nach Fäkalien. Wir besuchten dort auch zwei oder drei Schulen, in denen die Kinder mit einem einzigen Heft und Stift auskommen mussten. Einige Leute gruben in der Erde nach Metall, das sie für wenige Cent verkaufen konnten. Wir besuchten auch Carols Bruder, der es noch nicht aus dem Slum geschafft hat. Er hat drei Kinder, wobei seine Tochter mit 14 Jahren bereits ihr erstes Kind hatte und er somit schon Opa ist. Uns wurde erzählt, dass die meisten Menschen im Slum zwischen 14 und 20 Jahre alt werden, weil sie aufgrund der hohen Kriminalitätsrate sterben. Ein weiteres Problem ist, dass viele Mädchen in sehr jungen Jahren schwanger werden und somit keine Aufstiegsmöglichkeiten aus dem Slum haben. Nach zwei Stunden verließen wir den Slum wieder, und plötzlich standen wir im Reichenviertel von Nairobi. Uns wurde erzählt, dass die Kinder, die hinter Hecken und Zäunen spielen, oft nichts von den Slums wissen. Diese absolute Armut zu sehen und zu sehen wie es diesen Leuten geht, ist wirklich unfassbar. Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Ich glaube jeder der diese Armut sieht, weiß es zu schätzen wie gut es uns in Deutschland geht. Wenn man nichts verdient, kein Essen findet oder keine Familie hat, die sich um einen sorgt verhungert man einfach und keinen kümmert es. Wir müssen uns einfach bewusst machen, dass es uns uns extrem gut geht und wir keinen Hunger leiden müssen… Damit möchte ich dieses Thema abschließen und auch wenn es schwierig ist weiter zu berichten.
Danach besuchten wir noch einen hohen Turm in Kenia und betrachteten die Stadt von oben. Das arme Viertel war überfüllt mit Matatus, den sogenannten öffentlichen Bussen, und das reiche Viertel bestand aus leeren Straßen, wo man ab und zu teuere Autos sah

Tag 5:
Heute war der Tag der Abreise aus dem Hotel. Wir sind in unsere Gastfamilie gezogen. Das Haus ist wirklich sehr cool. Es gibt ein Wohnzimmer mit integriertem Essbereich, einer Küche und einem Badezimmer im Erdgeschoss. Wir leben auf neun Quadratmetern zu zweit, was etwas klein ist, aber später können wir in ein größeres Haus umziehen, das der Größe einer Garage entspricht und ein eigenes Badezimmer hat. Aktuell können wir dort aber noch nicht einziehen, da die ehemalige Freiwillige mit einer Freundin für eine Woche bei uns sind.
Das Leben hier ist deutlich einfacher als in Deutschland. Es fehlt oft einfach das Geld, obwohl unsere Gastfamilie zur Mittelschicht gehört. Trotzdem sind wir super zufrieden mit unserem Haus und der Wohnsituation, weil unsere Gastfamilie sehr nett ist. George und Carol haben drei Kinder: die Jüngste ist neun Jahre alt, die Zweitjüngste 13 und die Älteste 22, sie hat ihren Bachelor gemacht und lebt noch zu Hause. Außerdem lebt noch der Halbbruder Jaku bei uns, der aktuell auf Jobssuche ist. So sind wir aktuell 10 Leute in einem Haus 🙂 Es ist cool, sich mit der ehemaligen Freiwilligen auszutauschen und Tipps zu erhalten, wie man mit verschiedenen Situationen umgehen kann, da sich die Kultur und das Leben hier deutlich zu Deutschland unterscheit. Zum Beispiel sind alle sehr stark gläubig und gehen jeden Sonntag mindestens vier Stunden in die Kirche.

Eigentlich haben wir alle elektronischen Geräte wie einen Kühlschrank, eine Mikrowelle, einen Backofen und eine warme Dusche, aber das Motto hier lautet: „Man hat zwar alles, aber nichts funktioniert.“ Zum Beispiel fängt die Waschmaschine an zu rauchen, wenn man sie anschließt, beim Herd geht nur noch eine Gasplatte, der Backofen wird nicht richtig warm und der Duschkopf heizt das Wasser nicht. Fließend Wasser gibt es zwar, aber wir dürfen es nur zum Zähneputzen verwenden. Es wird durch eine Pumpe ins Haus gepumpt, die allerdings nicht immer läuft. Außerdem hat unsere Familie sogar ein Auto, das jedoch alle 30 Minuten ausgeht und neu gestartet werden muss – vermutlich wegen des Staubs, der von den unbefestigten Straßen aufgewirbelt wird. Am Sonntag wollten wir gemeinsam in die Kirche fahren, doch plötzlich gab es einen Riesenschlag, und uns ist der erste Reifen geplatzt. In den nächsten zwei Tagen habe ich zusammen mit Jonas fünf Mal den Reifen gewechselt, weil sie hier nach einem Platten nicht ausgetauscht, sondern nur geflickt werden.

Das Schöne ist, dass man abends zusammen sitzt, spielt und redet, auch wenn wir nicht viele Spiele haben. Wir spielen Dame, „6 nimmt“ oder „Mensch ärgere dich nicht“. Wir haben sogar schon ein Spielbrett auf Papier gezeichnet, um damit zu spielen. Das Leben hier ist einfacher, aber die Menschen wissen sich zu helfen und nehmen das, was sie haben. Manchmal sitzen wir auch gemeinsam auf dem Dach der Garage, was wirklich schön ist.

 Folgend ein paar Eindrücke:

Bevor ich diesen Beitrag beende, möchte ich euch im nächsten Blog von weiteren spannenden Geschichten erzählen: über den Unfall beim Montieren der neuen Reifen, warum die Oma und unser Gastvater nicht unter einem Dach schlafen können und wie wir das Haus vor den Wassermassen gerettet haben. Bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag! Wenn ihr Fragen oder Anmerkungen habt, lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen, damit ich darauf eingehen kann.

Bis ganz bald!

Euer Robin 🙂

4 Antworten

  1. Hallo Robin, ich bewundere dich für deinen Mut und deine Begeisterung. Ich schicke dir viel Zuversicht für deinen Alltag. Wenn du Unterrichtsmaterial oder Tips brauchst – ich kann dir etwas schicken.

    Lg Susanne

  2. Hallo Robin, Danke für Deine wirklich spannenden Geschichten und tollen Fotos. Ich freue mich auf Deine weiteren Erzählungen und grüße Dich ganz lieb. Deine Oma Ulla

    1. Hallo Jutta, danke erstmal für deinen Kommentar. 🙂 Ich freue mich, dass du gespannt bist, wie es weitergeht. Ich bin übrigens schon fleißig dabei den nächsten Eintrag zu schreiben. VG Robin

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